• Erste Hilfe bei Bewusstlosigkeit – eine Auffrischung und Anregung

    Wer kennt das nicht? Der Führerschein ist geschafft, die Pflichtstunden in erster Hilfe abgehakt, aber Monate bis Jahre später fängt man an zu stocken, wenn man nach dem Gelernten gefragt wird. Hinzu kommt, dass sich die Vorgaben zum Thema in regelmäßigen Abständen ändern. Viel Wissen ist also entweder weg, oder veraltet. Grund genug, die Grundlagen in kurzer Form wiederzubeleben.
    Worauf ist prinzipiell zu achten?

    Erste Regel: Ruhe bewahren

    Zuallererst, egal welche Art von Unglücksfall sich abspielt, sollte man versuchen Ruhe zu bewahren. Wirklich sinnvoll helfen kann man nur, wenn man die Situation einigermaßen überblickt, und die notwendigen Entscheidungen dementsprechend treffen kann. Also erstmal tief durchatmen. Den gleichen Stellenwert hat der Eigenschutz. Unabhängig davon, wie schwerwiegend ein Unfall, oder ein Unglücksfall sein mag. Dies hat Priorität. Und letztendlich ist es unabdingbar sofort Hilfe anzufordern. Prinzipiell durch das Wählen des Notrufs 112 vor allen anderen Maßnahmen, und gegebenenfalls durch das aktive Einfordern der Hilfe von anderen Anwesenden. Egal wie gut man vorbereitet ist, ein Erste Hilfe Set und zwei Hände reichen in aller Regel nicht aus.

    Ein Passant fällt um, oder liegt schon bewegungslos am Boden.

    Die erste Handlung besteht darin, sich zu vergewissern, ob er bewusstlos, oder ob er auf aktives Ansprechen und Rütteln an der Schulter reagiert. Bei Bewusstlosigkeit wird geprüft, ob eine reine Ohnmacht vorliegt, oder ob auch Herz und Atmung still stehen. Der Kopf wird mit dem Ohr über Mund und Nase mit Blick zum Brustkorb positioniert. Es wird geschaut, ob eine Bewegung des Brustkorbs stattfindet, gehört, ob ein Atemgeräusch vorhanden ist, und gefühlt, ob der Atem an der Wange spürbar ist. Geübte Menschen (aus dem medizinischen Bereich) können natürlich noch ertasten, ob ein Carotis-Puls vorhanden ist. Bei ungeübten Helfern wird von dieser Maßnahme abgesehen, da sie erstens Zeit kostet, und es zweitens unklar ist, ob sie sicher ausgeführt wird. Der Radialis-Puls (am Handgelenk) ist für die akute Notfallsituation nicht optimal geeignet, da er schwächer ist. In aller Regel kann man davon ausgehen, dass das Herz ohne Atmung nach wenigen Sekunden aussetzt.

    "Wie sieht Bewusstlosigkeit aus?"

    Bewusstlosigkeit liegt vor, Atmung ist vorhanden, die Hautfarbe des Patienten bleibt relativ normal.
    Hier kommt die stabile Seitenlage ins Spiel. Allseits bekannt, aber selten geübt. Sie hat den Zweck, den Kopf in eine möglichst niedrige Position zu bringen, um dadurch freie Atemwege zu gewährleisten. Eventuell vorhandenes Blut und/oder Erbrochenes können abfließen, und die Erstickungsgefahr wird minimiert. Zur Durchführung kniet man sich neben den Betroffenen, streckt seine Beine, und legt seinen nahen Arm angewinkelt, mit den Handflächen nach oben neben den Oberkörper (in etwa so, wie die Queen winkt). Im zweiten Schritt greift man den fernen Arm, kreuzt ihn über der Brust, und legt die Handoberfläche des Betroffenen an dessen Wange. Diese Position stabil halten, während man das ferne Bein ergreift, es beugt, und den gesamten Körper zu sich herüberzieht. Der Kopf wird danach nach hinten geneigt, und der Mund leicht geöffnet. In regelmäßigen, kurzen Abständen sollte dabei überprüft werden, ob die Atmung noch vorhanden ist.
    Bewusstlosigkeit liegt vor, keine Atmung.

    Defibrillator oder Herz-Lungen-Wiederbelebung

    Sollte ein Defibrillator in der Nähe vorhanden sein (z.B., wenn der Unglücksfall in einem größeren öffentlichen Gebäude stattfindet), und im Optimum noch jemand, der ihn holt, ist er das erste Mittel der Wahl. Dabei gibt das Gerät selbst die Anweisungen, wie es zu handhaben ist. Da diese Geräte leider noch nicht sehr weit verbreitet sind, kommt aber in der Regel die Herz-Lungen-Wiederbelebung zum Einsatz. Zum jetzigen Zeitpunkt steht die Reihenfolge 30x Herzdruckmassage, 2x Beatmen im Wechsel. Aber auch hier gilt: bevor sich jemand ungeübtes mit der Situation überfordert fühlt, lieber nur das Wichtigste ausführen, die Herzdruckmassage. Es dauert einige Zeit, bis sich der Minimalblutdruck aufbaut, der die Notfallblutversorgung der Organe gewährleistet. Wenn man zu viel Zeit zum Beatmen benötigt, sinkt dieser wieder ab, und der zugeführte Sauerstoff nutzt nicht viel. Dementsprechend ist es besser sich auf das ordentliche Drücken zu konzentrieren, und es bis zum Eintreffen des Rettungswagens durchzuführen. Sollten mehrere Personen anwesend sein, ist es sinnvoll, sich dabei abzuwechseln, da es sich dabei um eine sehr anstrengende Angelegenheit handelt.

    Das Vorgehen bei der Herzdruckmassage:

    Den Betroffenen auf eine möglichst harte Fläche positionieren, und sich selbst neben ihn auf Höhe seines Brustkorbs. Den Ballen der einen Hand auf dem unteren Drittel des Brustbeins positionieren (ca. in der Mitte des Brustkorbs), den Ballen der anderen Hand darüber. Die Arme gestreckt halten, und mit dem gesamten Oberkörper, den Brustkorb des Bewusstlosen 5-6cm tief eindrücken, und wieder entlasten. Die Kraft sollte dabei nicht aus den Armen kommen, sondern aus dem Rücken, sonst kann man den notwendigen Kraftaufwand nicht erbringen.

    Zu beachten ist, dass die Entlastung komplett sein muss, damit sich das Herz wieder neu befüllen kann. Die Drückfrequenz liegt bei 100-120x/Minute. Das entspricht z.B. dem Rhythmus des Songs Stayin` alive von den BeeGees. Es kann dabei durchaus vorkommen, dass eine oder mehrere Rippen dabei knacken, oder sogar brechen. Das ist zwar unschön, aber nicht zu vermeiden, wenn man es richtig macht. Eine Wellnessmassage rettet kein Leben. Ebenso ist es auch notwendig, den Oberkörper textilfrei zu haben, um ordentlich arbeiten zu können. Egal, ob ein Kleidungsstück vom Discounter, oder einem überteuerten Designer ist, es muss weg, egal wie. Zaghaftigkeit ist in einem Notfall absolut nicht angebracht.

    Das Vorgehen bei der Atemspende:

    Der Kopf des Betroffenen wird nach hinten geneigt, gleichzeitig sein Kinn angehoben. Dadurch werden die Atemwege freigelegt, um dem Luftstrom freie Bahn zu gewährleisten. Mit Daumen und Zeigefinger der an der Stirn liegenden Hand wird der weiche Teil der Nase verschlossen. Der Mund des Betroffenen wird geöffnet, und der Mund des Helfers schließt sich dicht darum. Über den Zeitraum von etwa einer Sekunde wird nun gleichmäßig Luft in die Lungen des Betroffenen geblasen, erkennbar an einer Hebung des Brustkorbs. Einatmen, und schauen, dass sich der Brustkorb des Betroffenen wieder senkt, und wiederholen.

    Sollte trotz korrekter Beatmung keine Hebung des Brustkorbs erkennbar sein, könnte eine Blockierung der Atemwege vorliegen. Ist sie schnell allein, oder durch einen anderen Helfer behebbar, sollte dies erfolgen. Ist dies nicht möglich, sollte sich auf die Herzdruckmassage konzentriert werden, um die Organversorgung mit dem Restsauerstoff zu gewährleisten. Ebenso wird vorgegangen, wenn Blut oder Erbrochenes vorhanden ist. In diesem Fall greift der Eigenschutz, bis eine Beatmungsmaske verfügbar ist.

    Wann kann man mit der Wiederbelebung aufhören?

    Bei selbstständiger Atmung des Betroffenen, in dem Fall erfolgt die Lagerung in der stabilen Seitenlage. Oder nach Eintreffen des Rettungswagens. Aber bitte erst wenn die Sanitäter eindeutig bereit sind zu übernehmen.

    Wie verhalte ich mich, wenn der Betroffene aufwacht, und desorientiert ist?

    In ruhiger, und möglichst tiefer Stimmlage mit ihm reden, ihn beruhigen, und trösten. Den Hinweis geben, dass Hilfe angefordert wurde, und die Worte gegebenenfalls durch leichte, keinesfalls zwanghafte Berührung an Schulter oder Arm unterstützen.

    Meine Ausführungen sind nach bestem Wissen und Gewissen entstanden, bieten aber keine Vollständigkeit und 100%ige Gewährleistung. Grundsätzlich sollen sie dazu anregen, sich mit dem Thema zu beschäftigen, und im besten Fall eine regelmäßige Auffrischung der eigenen Kenntnisse durch qualifizierte Dienstleister (z.B. dem Deutschen Roten Kreuz) durchzuführen. Auch wenn niemand sich die Notwendigkeit einer praktischen Anwendung wünscht, kann sie jederzeit vonnöten sein. In solch einem Fall ist ein williger Helfer das Beste, was einem Betroffenen passieren kann.

    Autorin: Maria Cattus