• Inkontinenz – wenn die Lebensqualität unter Blase und Darm leidet

    Die Kontrolle über die eigenen Ausscheidungen ist nicht angeboren sondern wird im Laufe der frühesten Kindheit erlernt. Wie wichtig und angenehm diese Kontrolle im Alltag ist, wird vielen Menschen erst klar, wenn sie wieder verloren geht. Die unfreiwillige Ausscheidung von Urin, Stuhl oder Darmgasen beeinflusst die Lebensqualität im Alltag so negativ, dass sich Betroffene häufig kaum noch aus dem Haus trauen, damit niemand ihr Problem bemerkt. Je nach Art und Intensität der Inkontinenz gibt es verschiedene Behandlungsmethoden und Strategien, um die Lebensqualität wieder herzustellen. Die Physiotherapie spielt dabei eine wichtige Rolle.

    Arten von Inkontinenz

    Der Begriff Inkontinenz leitet sich vom lateinischen Wort „continentia“ ab. Das bedeutet so viel wie „Selbstbeherrschung“ oder „Zurückhalten“. Der Präfix „in“ verkehrt das zum Gegenteil, weshalb Inkontinenz in etwa „Unfähigkeit zum Zurückhalten“ bedeutet. Im medizinischen Kontext wird der Begriff immer dann angewendet, wenn unabsichtlich Körperflüssigkeiten oder Gase den Körper verlassen. Man spricht von Harninkontinenz beim Einnässen, von Stuhlinkontinenz beim Einkoten sowie von Milchinkontinenz bei stillenden Frauen. Auch die sogenannte Flatulenz – die unkontrollierte Ausscheidung von Darmgasen - zählt medizinisch zu den Arten von Inkontinenz.

    Inkontinenz: Häufigkeit und Betroffene

    Die Harninkontinenz – der unfreiwillige Verlust von Urin – ist die häufigste Form der Inkontinenz. Es gibt viele verschiedene Arten der Harninkontinenz. Besonders oft kommen die Dranginkontinenz, die Belastungs- oder Stressinkontinenz sowie die Überlaufinkontinenz vor. Frauen sind häufiger von einer Harninkontinenz betroffen als Männer. Das hängt damit zusammen, dass Beckenboden und Blase von Frauen während der Schwangerschaften außergewöhnlich belastet werden, was noch Jahre später zu einer Harninkontinenz führen kann. Auch die Stuhlinkontinenz ist mit etwa 1 bis 3 Prozent Betroffenen eine überraschend häufig auftretende Erkrankung.

    Ursachen der Harninkontinenz

    Typischerweise entwickelt sich eine Harninkontinenz mitInkontinenz – wenn die Lebensqualität unter Blase und Darm leidet zunehmendem Alter, weil die Kontrolle über die Schließmuskulatur nachlässt. Aber auch viele andere Ursachen wie beispielsweise Medikamenteneinnahme oder verschiedene Erkrankungen können eine Harninkontinenz verursachen.

    Ursachen der Stuhlinkontinenz

    Auch bei der Stuhlinkontinenz gibt es zahlreiche verschiedene Formen: vom einfachen Abgang von feuchten Winden über kleinste Stuhlmengen bis hin zu unkontrolliertem Ausscheiden größerer Stuhlmengen. Die Ursachen dafür reichen von unterschiedlichen Erkrankungen des Körpers über krankhafte Veränderungen der Ausscheidungsorgane aufgrund von Unfällen oder beispielsweise Tumorbildung bis hin zu Nervenerkrankungen, die eine Kontrolle der Muskulatur unmöglich machen.

    Behandlung der Harninkontinenz

    Die Behandlungsstrategie bei Harninkontinenz hängt im Wesentlichen von der Ursache für die Erkrankung ab. In jedem Fall sollten Betroffene trotz aller Scham so schnell wie möglich einen Urologen aufsuchen, um mit ihm gemeinsam die richtige Therapie zu finden. Im ersten Schritt erfolgt zumeist eine physiotherapeutische Behandlung mit dem Ziel die Beckenbodenmuskulatur zu stärken. Reicht das nicht aus, stehen auch verschiedene Medikamente zur Verfügung. In besonders schweren Fällen von Harninkontinenz stellt eine Operation die einzig wirksame Behandlungsmethode dar.

    Behandlung der Stuhlinkontinenz

    Auch bei der Stuhlinkontinenz hängt die Behandlung von den Ursachen ab. Ist die Ursache behebbar, wie es bei einer Verletzung, Hämorrhoiden oder einer Darmerkrankung der Fall ist, so kann alleine deren Behandlung die Stuhlinkontinenz heilen. In vielen Fällen kommen außerdem Medikamente zum Einsatz. Aber auch ein Training der Schließmuskulatur und des Beckenbodens im Rahmen einer physiotherapeutischen Behandlung können eine Verbesserung bewirken. Ist das alles nicht ausreichen, so kommen verschiedene Operationstechniken zum Einsatz.

    Die Rolle der Physiotherapie

    Im Fokus der physiotherapeutischen Behandlung stehen die Schließmuskulatur und der Beckenboden des betroffenen Patienten. Der Therapeut sollte den Patienten dabei unterstützen während der Therapie den eigenen Beckenboden zu erfühlen und zu lernen diesen im Alltag aktiv zu trainieren. Dafür stehen zahlreiche Übungen zur Verfügung, die sich problemlos in den normalen Tagesablauf und Routinetätigkeiten integrieren lassen. Sowohl bei leichten Formen der Harninkontinenz als auch bei einigen Arten der Stuhlinkontinenz kann die physiotherapeutische Behandlung für eine Verbesserung der Lebensqualität sorgen.

    Fazit: Bis heute zählt die Inkontinenz egal in welcher Variante zu den volksmedizinischen Tabuthemen obwohl eine erstaunlich hohe Anzahl von Patienten von diesem Problem betroffen ist. Weil die persönliche Lebensqualität unter der Inkontinenz leidet, sollte nichts unversucht bleiben, um die Erkrankung zu lindern. Die Physiotherapie kann dabei einen wertvollen Beitrag leisten.