• Die Logopädie – mehr als nur „Sprach“-Heilkunde!

    Der Mensch ist das einzige Lebewesen, das zu einer detaillierten und artikulierten Äußerung fähig ist – sprich, er kann sprechen! Um das zu erreichen spielen viele anatomische Voraussetzungen zusammen. Nicht zu vergessen, dass man Sprechen auch lernen und üben muss. Die am Sprechen beteiligten Muskeln, Bänder und anderen Strukturen haben aber noch weitaus mehr Funktionen, die wir täglich benötigen, um zu Leben und zu Überleben: das Schlucken zum Beispiel. Seit mehr als 150 Jahren gibt es nun mit der Logopädie eine wissenschaftlich-medizinische Richtung, die sich mit dem Sprechen und all den verwandten Funktionen befasst.

    Die Logopädie im Überblick

    LogopädieDas Wort Logopädie setzt sich aus zwei griechischen Wörtern zusammen: „logos“ – das Wort und „paideuein“ – erziehen. Wörtlich übersetzt bedeutet Logopädie also Wort- oder Sprecherziehung. Die Fachdisziplin „Logopädie“ befasst sich aber seit der Prägung dieses Begriffes mit weitaus mehr als nur der Sprache. Auch Stimm-, Schluck- und Hörbeeinträchtigungen werden logopädisch diagnostiziert und therapiert. Ganz allgemein sieht sich die Logopädie als ein Fachgebiet des Handelns, liegen doch Diagnose und Therapie stets dicht beieinander und meist in der gleichen Hand. Neben Diagnostik und Therapie bestimmen auch Prävention, Beratung, Rehabilitation und Forschung das berufliche Umfeld in der Logopädie.

    Die Geschichte der Logopädie

    Erste Schritte in der Sprachheilkunde wurden bereits im 19. Jahrhundert in Preußen gemacht. Dabei wurden Sprachkurse für sprach-eingeschränkte Kinder entwickelt und durchgeführt. Aber erst 1924 – 11 Jahre nach der ersten Verwendung – bekam diese Sprachheilkunde einen offiziellen Fachbegriff: die Logopädie. Es sollte aber noch mehr als 30 Jahre dauern, bis die neue Fachdisziplin auch mit einem offiziellen Beruf unterlegt wurde: 1957 wurde der „Logopäde“ offiziell gemacht. In den 70er Jahren wurde die logopädische Behandlung von den Krankenkassen ins Leistungsspektrum aufgenommen und zugleich eine Ausbildungsrichtlinie für die Logopäden erarbeitet. Innerhalb des letzten Jahrhunderts ist der Umfang der Fachdisziplin „Logopädie“ außerdem um viele Teilbereiche angewachsen.

    Die Logopädie in der Praxis: von Diagnose bis Therapie

    Der Ablauf einer logopädischen Behandlung ist sehr individuell und hängt natürlich in vollem Umfang von der zugrunde liegenden Störung ab. Meist kommt der Patient mit Überweisung vom Arzt zum Logopäden, der auf Basis der ärztlichen Erstdiagnose eine Differentialdiagnose stellt. Diese ist die Basis für die Auswahl der geeigneten Behandlungsmethoden und die Ausarbeitung eines Therapieplans. Bei den wöchentlichen Therapiestunden werden spezifische Sprachübungen durchgeführt, welche dem Alter und Sprachvermögen des Patienten angepasst sind. Außerdem erlernt der Patient Übungen für zu Hause, um den Therapieerfolg noch unterstützten zu können.

    Beispiele für Anwendungsfelder der Logopädie

    In der Praxis betreuen Logopäden und verwandte fachliche Experten Patienten aller Altersgruppen. Im Wesentlichen gilt es dabei angeborene oder erworbene Störungen des Sprechens und Schluckens sowie der Stimme zu erkennen und zu therapieren. Vor allem Kinder im Kindergarten- und Vorschulalter profitieren sehr von einer logopädischen Betreuung, wenn sie an einer Sprachentwicklungsverzögerung oder –störung leiden. Eine andere große Patientengruppe sind Menschen, die Beispielsweise aufgrund eines Schlaganfalls oder eines Unfalls ihre Sprachfähigkeit verloren haben und wieder neu erwerben müssen.

    Die Berufsbilder im Rahmen der Logopädie

    In der Logopädie gibt es verschiedene Berufsbilder, die ähnliche, aber nicht unbedingt die gleichen Aufgaben wahrnehmen. Am bekanntesten sind die Logopäden – ein ausbildungsrechtlich geschützter Begriff für eine Berufsbezeichnung. Daneben arbeiten aber auch Klinische Sprechwissenschaftler und Linguisten, Atem-, Sprech- und Stimmlehrer sowie Sprachheilpädagogen in dieser Fachdisziplin. Ebenfalls sehr nah an der Logopädie arbeiten Fachärzte für Stimm-, Sprach- und kindliche Hörstörungen. Sie absolvieren nach dem Medizinstudium eine entsprechende Facharztausbildung. Die nichtärztlichen Berufsbilder in der Logopädie arbeiten üblicherweise in freien Praxen oder als Angestellt von Kliniken - ähnlich den Physiotherapeuten.

    Fazit: Die Logopädie ist eine bewährte medizinische Fachrichtung, die sich überwiegend mit dem Sprechen, aber auch mit der Stimme allgemein und dem Schlucken befasst. Behandelt werden Menschen mit Sprach-, Schluck- oder Stimmstörungen aller Altersklassen. In Deutschland ist die Berufsbezeichnung „Logopäde“ gesetzlich geschützt.