• Long Covid: Diese physiotherapeutischen Ansätze haben sich bewährt

    Hinter Long Covid steckt mehr als ein verzögerter Heilungsverlauf. Viele Betroffene berichten noch Monate nach der Infektion von Atemnot, Erschöpfung, Muskelschwäche oder neurologische Auffälligkeiten. Auch Konzentrationsprobleme und eine verringerte körperliche Belastbarkeit zählen zu den häufigen Beschwerden.

    Laut aktuellen Schätzungen entwickeln rund zehn bis fünfzehn Prozent der Infizierten Symptome, die länger als zwölf Wochen anhalten. Auch für die Physiotherapie ergibt sich daraus ein komplexes, aber relevantes Aufgabenfeld.

    Struktur statt Überforderung

    Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin empfiehlt bei anhaltenden Beschwerden einen stufenweise aufgebauten Therapieansatz.

    Der zentrale Punkt dabei: Die Maßnahmen müssen an den aktuellen Belastungszustand angepasst werden. Das Ziel besteht nicht in einem möglichst schnellen Wiederaufbau, sondern in einem stabilen, tragfähigen Verlauf. Abhängig von der individuellen Symptomlage kommen unterschiedliche Methoden zum Einsatz, wie unter anderem sanftes Ausdauertraining, spezielle Techniken zur Atemerleichterung oder passive Mobilisation zur Verbesserung der Beweglichkeit.

    Vor allem in den urbanen Zentren steigt der Bedarf an qualifizierter Nachsorge. Experten wie die Physiotherapie Wien greifen inzwischen vermehrt auf spezialisierte Konzepte zurück, die sich auf Post-Covid-Betroffene konzentrieren. Der Fokus liegt dabei auf einer differenzierten Anamnese, einem engmaschigen Monitoring und einer evidenzbasierten Auswahl der Maßnahmen.

    Atemtraining zeigt spürbaren Effekt

    Ein zentrales Beschwerdebild von Long Covid stellt die eingeschränkte Atemfunktion dar. Viele Betroffene leiden unter Kurzatmigkeit − und das schon bei geringer Belastung. Ein gezieltes Atemmuskeltraining, kurz IMT, hat sich in mehreren Untersuchungen als wirksam erwiesen.

    Bei diesem werden mit Geräten wie dem Threshold-IMT gezielt die inspiratorischen Muskeln trainiert. Studien zeigen, dass sich die Sauerstoffaufnahme sowie die subjektive Belastbarkeit nach mehreren Wochen deutlich verbessern. Entscheidend ist jedoch die individuelle Dosierung: zu viel oder zu schneller Trainingsfortschritt kann kontraproduktiv wirken.

    Gezielte Behandlung der Fatigue

    Die sogenannte Fatigue stellt für viele das belastendste Symptom von Long Covid dar. Sie unterscheidet sich deutlich von einer herkömmlichen Müdigkeit und wird meist schon durch geringe körperliche oder geistige Aktivität ausgelöst.

    In der Therapie kommt es daher auf das richtige Maß an Belastung und Erholung an. Das Pacing hat sich hier als sinnvolle Strategie etabliert. Damit lernen die Patient:innen, ihre Ressourcen im Alltag besser einzuschätzen und ihre Aktivitäten entsprechend zu dosieren.

    Physiotherapeutische Unterstützung spielt bei diesem Punkt eine besonders wichtige Rolle – nicht in Form von Leistungstraining, sondern als strukturelle Begleitung.


    Kognitive Einschränkungen einbeziehen

    Ein weiterer Aspekt betrifft die neurokognitiven Symptome. Gedächtnisprobleme, verlangsamtes Denken oder Koordinationsschwierigkeiten sind keine Seltenheit. In der Praxis werden dagegen zunehmend duale Aufgabenstellungen und sensomotorische Trainingsformen eingesetzt.
    Erste Untersuchungen deuten darauf hin, dass solche Reize das zentrale Nervensystem aktivieren und die Verarbeitung verbessern können. Entscheidend ist dabei ein behutsames Vorgehen mit einer regelmäßigen Evaluation des Fortschritts.

    Langfristige Betreuung ist entscheidend

    Eine erfolgreiche Therapie von Long Covid erfordert Geduld, sowohl von den Betroffenen als auch von dem Behandlungsteam. Die Fortschritte sind oft nicht linear und Rückschritte immer wieder möglich. Umso wichtiger ist eine konstante Begleitung mit realistischen Zielsetzungen.
    Physiotherapeut:innen sorgen nicht nur für körperliche Unterstützung, sondern geben auch Orientierung und Rückhalt im Alltag. Eine kontinuierliche Dokumentation und interdisziplinäre Zusammenarbeit erhöhen die Wirksamkeit der Behandlung deutlich.

    Somit stellt die Physiotherapie einen zentralen Baustein in der Versorgung von Long-Covid-Patient:innen dar. Je besser Maßnahmen auf das individuelle Beschwerdebild abgestimmt sind, desto größer ist die Chance auf nachhaltige Fortschritte.

    Foto: Nataliya Vaitkevich