• Gartentherapie professionell einsetzen – Neuer Zertifikatskurs der Universität Rostock bildet berufsbegleitend weiter

    Säen, pflanzen, harken, ernten, Natur erleben und gestalten – den Garten als Erfahrungsraum mit Klientinnen und Klienten zu nutzen, wird immer beliebter. Der Begriff Gartentherapie steht für die intensive Beschäftigung im Garten mit Menschen, die aus unterschiedlichsten Gründen neue Impulse erhalten sollen, um gesundheitliche oder psychische Beeinträchtigungen zu lindern. Vor allem in den USA ist die Gartentherapie weit verbreitet, aber auch in Europa und Deutschland wird der Wunsch immer stärker, das Feld in das Angebot von Rehabilitationseinrichtungen und Seniorenheimen zu integrieren.

    „Die Beschäftigung mit dem Garten als eine natürliche Umgebung und die kreativen und individuellen Gestaltungsmöglichkeiten sprechen sehr viele Grundbedürfnisse des Menschen an. Es können so Heilungsvorgänge eingeleitet werden, die auf andere Weise nicht zu erreichen sind,“ sagt Prof. Dr. med. Karin Kraft vom Lehrstuhl für Naturheilkunde der Universität Rostock. Gartentherapie wird häufig in der Betreuung Demenzerkrankter eingesetzt, aber für Klientinnen und Klienten mit unterschiedlichsten Bedürfnissen gilt: alle Sinnesorgane werden durch die Gartentherapie stimuliert und gleichzeitig wird der Bewegungsapparat gefördert.

    Pionierarbeit

    Um die vielfältigen Möglichkeiten von Gartentherapie in einer Einrichtung oder in der Selbständigkeit zu nutzen und anbieten zu können, bedarf es sorgfältiger Schulung. Die Universität Rostock leistet Pionierarbeit bei der wissenschaftlichen Weiterbildung von Fachkräften für das Feld Gartentherapie: als erstes universitäres Angebot im norddeutschen Raum wurde dort vergangenes Jahr der eigens entwickelte berufsbegleitende Zertifikatskurs »Garten & Gesundheit – Gartentherapie« zum ersten Mal gestartet. Damit hat die Universität offenbar einen Nerv getroffen: die bundesweite Nachfrage nach dem Kurs, der auch im Fernstudium absolviert werden kann, war so groß, dass in diesem April der zweite Kurs beginnen soll und auch für 2015 eine nächste Auflage geplant ist. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am aktuellen Kurs sind zwischen 23 und 56 Jahren alt, sie kommen aus dem sozialen bzw. dem pädagogischen Bereich, dem medizinischen Feld und aus den grünen Berufen.

    Alle Teilnehmenden sollen nach den vier Semestern in der Lage sein, gartentherapeutische Maßnahmen aktiv im beruflichen Alltag mit ihren Klienten umzusetzen. So wie Kathrin Schröter: sie arbeitet als Betreuungsassistentin bei der Arbeiterwohlfahrt Rostock. „Das ganze Thema Gartentherapie interessiert mich sehr“, erzählt sie. „Als mir der Flyer der Universität in die Hände fiel, war klar: da will ich mitmachen. Mir geht es darum, meinen beruflichen Horizont zu erweitern und durch das Zertifikat später vielleicht auch in andere Bereiche hinein zu kommen“.

    Chancen und Grenzen

    Doch welche Chancen und Grenzen bietet Gartentherapie für mein Arbeitsumfeld? Wie muss beispielsweise ein Beet angelegt werden, an dem ich auch rückengeschädigte Patientinnen und Patienten betreuen kann? Welche Nutz-, Zier- und Heilpflanzen eignen sich besonders als Therapiepflanzen und was muss ich beachten? Diese und viele andere Fragen mehr werden in den sechs Pflicht- und drei Wahlpflichtmodule des Kurses beantwortet und von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern auch gemeinsam erarbeitet.

    Themenschwerpunkte sind: Grundlagen der Gartentherapie; Botanik und Gartenbau; Didaktik, Kommunikation und Konfliktbewältigung; Grundlagen therapeutischen Handelns; praktisches Arbeiten mit Klientinnen und Klienten; Naturheilverfahren – Arzneipflanzen; Garten und Ernährung; Gartenplanung und Gartenmanagement. Nach vier Semestern sollen die Teilnehmenden in der Lage sein, gartentherapeutische Maßnahmen zu planen und aktiv im beruflichen Alltag mit ihren Klientinnen und Klienten umzusetzen.

    Lernen im Botanischen Garten

    Das Curriculum des Kurses wird von Hochschullehrenden und Expertinnen und Experten aus der Praxis entwickelt. Ein Partner des Studienformats ist der Botanische Garten der Universität Rostock. Dessen Direktor, Prof. Dr. Stefan Porembski, bringt den Teilnehmenden das Feld seines Lehrstuhls Botanik nahe: „Unser Botanischer Garten ist gerade hier gelegen, mitten in der urbanen Umgebung eines Wohngebietes in Rostock, ein echtes Kleinod. Der Botanische Garten ist prädestiniert dafür, wissenschaftliche Weiterbildungsangebote wie das der Gartentherapie mit zu entwickeln und praktisch zu begleiten.“ So finden beispielsweise je eine Präsenz im Modul 1 „Grundlagen der Gartentherapie“ und im Modul 3 „Botanik“ mitten in der Natur des Botanischen Gartens statt. (SIEHE FOTO)

    Alle Absolventinnen und Absolventen des Kurses erhalten ein Universitäts-Zertifikat mit insgesamt maximal 45 Leistungspunkten (ECTS). Dr. Kerstin Kosche ist die Teamleiterin der Wissenschaftlichen Weiterbildung an der Universität Rostock, sie sieht für das Feld Gartentherapie eine spannende Zukunft: „Da die Inhalte so vielfältig sind und besonders in der Lehre ein hohes Niveau erfordern, planen wir bereits langfristig einen berufsbegleitenden Bachelorstudiengang Gartentherapie, beispielsweise mit einem medizinischem Schwerpunkt, zu entwickeln.“

    Start des nächsten gebührenpflichtigen Kurses ist der 1. April 2014. Bewerbungen werden bis einschließlich 15. Februar 2014 angenommen. Der Kurs erstreckt sich über einen Zeitraum von vier Semestern und kann auch im Fernstudium besucht werden, der Preis pro Semester beträgt 1.190 Euro. Weitere Informationen hier Kontakt: Claudia Jäger, E-Mail .



    Dateinamen der mitgelieferten Abbildungen und Bildunterschriften:
    Die Abbildungen sind kostenfrei im Zusammenhang mit Berichterstattung über den Zertifikatskurs
    »Garten & Gesundheit – Gartentherapie« verwendbar.


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    Präsenz in Modul 1 „Anwendungsgebiete der Gartentherapie“ im Botanischen Garten der Universität Rostock
    Quelle: Universität Rostock


    Der Zertifikatskurs »Garten & Gesundheit – Gartentherapie« an der Universität Rostock