Also mich hatten die kürzlichen Pressemeldungen ja auch alarmiert, bzw beunruhigt - bezüglich der Behandlungsfehler von deutschen Ärzten und Kliniken. In einem Fernsehbeitrag gaben sogar Ärzte zu, dass man Kollegen selbst vor ganz profanen Fehlern, die immer wieder vorkommen, warnen muss, wie die linke und die rechte Körperseite nicht zu verwechseln, geschweige denn den Patienten. Der Bayerischen Fachverband für niedergelassene Fachärzte versucht mit dieser Pressemeldung alles wieder ins rechte Licht oder Verhältnis zu setzen. Denn eines muss man ja bei all den schlimmen Vorfällen für Patienten auch wissen: Nichts verkauft sich in der Presse so gut wie negative Schlagzeilen. Und bei Fernsehsendern: Nur die Quote zählt.

Panikmache wegen Behandlungsfehlerstatistik - Der BFAV warnt vor Verunsicherung von Patienten und Ärzten und der Gefahr zunehmender Defensivmedizin

Der Sprecher des Bayerischen Facharztverbandes Dr. Wolfgang Bärtl warnt vor einer unbegründeten Panikmache zum Thema ärztliche Behandlungsfehler.

„Jeder Kunstfehler, der passiert, ist als persönliches Schicksal für den Patienten tragisch und sehr ernst zu nehmen, aber angesichts von fast 200 Millionen Behandlungsfällen in den Praxen der niedergelassenen Kollegen allein im vergangenen Jahr ist diese Zahl ein Zeichen, auf welch hohem Qualitätsstandard sich das deutsche Gesundheitssystem bewegt.

Allerdings rechnet der BFAV-Chef mit einer Verschlechterung, weil der Zeitdruck in den Praxen immer größer werde, „weniger für Diagnose und Therapie übrigbleibt bei gleichzeitigem Anwachsen von Dokumentationspflichten, die Pseudosicherheit vermitteln.“

Die Krankenkassen würden mit ihrer angeblichen Fürsorge „unter Vergießen von Krokodilstränen davon gern ablenken, dass sie an diesem Hamsterrad der Budgetierung kräftig mitdrehen“.

Als weitere Konsequenz befürchtet der in eigener Praxis niedergelassene Orthopäde, dass Ärzte aus Angst vor langwierigen Haftungsprozessen von der Behandlung schwieriger Fälle mit ungewissem Ausgang zurückschrecken. „Diese Art Defensivmedizin können wir heute schon in den USA beobachten. Ich wünsche mir nicht, dass wir solche Zustände bekommen, wo das Arzt-Patientenverhältnis von Misstrauen geprägt ist und Operationen nur noch unter Beiziehung von Rechtsanwälten durchgeführt werden können“.