Hallo Daniela,
bei einem akuten BSvorfall ist die Stabilität des betroffenen Wirbelsegmentes herabgesetzt. Übungen, bei denen große Muskeln (Intertransversale, Spinotransversale, Spinale) zum Einsatz kommen, können die WS nicht stabilisieren, im Gegenteil, sie machen große und unkoordinierte Bewegungsausschläge der WS.
Im Gegensatz dazu sind die Muskeln des sogenannten Schrägsystems (Rotatores, Multifidii) für die segmentale Stabilisierung verantwortlich. Des weiteren arbeiten sie synergistisch zu den schräg und quer verlaufenden Bauchmuskeln, sie spannen gemeinsam mit diesen die Fascia thoracolumbalis, dienen also zur Stabilisation der physiologischen LWS-Lordose,
Um diese stabilisierenden Muskeln zu trainieren sollte während der Übungen der Bauchnabel (nicht der ganze Bauch!) eingezogen werden (dabei merkt man sofort den Effekt in der LWS), und die LWS sollte in Lordose gehalten werden. Mit dieser „Grundspannung“ (nicht zu verwechseln mit der Grundspannung LWS rund machen und auf den Boden drücken, Bauch anspannen, etc.!!!) kann dann in RL z.B. das wechselseitige Anheben der Füße (nur einige Zentimeter) beübt werden (dabei darf das Becken nicht rotieren!!!), im VFS wechselseitig Hände leicht machen (dabei darf weder der Schultergürtel, noch der Rumpf, noch das Becken rotieren!!!), im VFS wechselseitig die Knie ganz wenig über die Unterlage nach hinten ziehen (hierbei wieder auf Stabilität von Schultergürtel, Rumpf, Becken achten).
Weitere Möglichkeit: aus dem Sitzen (mit physiologischer LWS-Lordose) Oberkörper nach vorne beugen (Lordose halten!), Füße stehen relativ weit nach hinten, nun versuchen den Po einige Zentimeter anheben, Knie dürfen nicht in ADD ausweichen.
Es gibt noch jede Menge weitere dieser Stabilisierungsübungen...
Die Bandscheibe sollte in den ersten 1-2 Wochen unter axialer Belastung nicht unphysiologisch (in LWS-Flexion) belastet werden, da sie heilen muss. Du beugst ja auch nicht dein Knie mit einer großen Schürfwunde jeden Tag 100 x in maximale Flexion, und erwartest dabei, dass die Schürfwunde nicht jedes Mal wieder aufreißt, oder?
Übungen im Stand sollten grundsätzlich in den ersten beiden Woche auf keinen Fall in Richtung Flexion durchgeführt werden, weil dies eine erhebliche Dehnbelastung der dorsalen Anulusfasern, die ja heilen sollen, mit sich bringen würde. Man dehnt einfach kein frisch verletztes Gewebe!
Du beschreibst eine weitere Übung, die leider ganz und gar nicht zu einem frischen BSV passt:
Bauchlage und anheben des Oberkörpers (aber nur durch die Kraft des Rückens).
Hier kommen wieder nur die langen, großen Muskeln zum Einsatz, das instabile Segment ist vollkommen den Hebelkräften des Oberkörpers ausgesetzt.
Die von dir beschriebenen Übungen kann man allesamt ohne Bedenken bei einem verheilten BSV ausführen, aber bitte nicht wenn der Rückenschmerz gerade mal aufgehört hat und das Kribbeln im Fuß beginnt nachzulassen.
Nix für ungut,
Gruß von susn