Brauche Hilfe für praktische Ausarbeitung!!!

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Gast1921

Guest
Brauche Hilfe für praktische Ausarbeitung!!!

Hallo!
Haben heute folgendes Fallbeispiel zur Ausarbeitung bis Montag bekommen. Habt ihr vielleicht noch Vorschläge, was man machen kann. Hab zwar schon einiges, reicht aber noch nicht ganz.

Ein Pat. nach Motorradunfall.23 Jahre alt. Unfall vor 7 Monaten. Zustand verbessert sich langsam.
Pat. hat Ausbildung als Automechaniker abgeschlossen.
Pat. hat folgende Probleme:
Neurolog. Ausfälle linkes Bein wegen Nervenquetschung. Ischios und Quadriceps MFT 2, Unterschenkel MFT 5.
Komplizierte Humeruskopffraktur links --> Schwierigkeiten bei ABD und AR.ABD nicht über 100° möglich.
Pat. darf voll belasten.
In der Behandlung wird er vom PT aufgefordert aus einem Stuhl aufzustehen. Er bewältigt die Aufgabe mit einer Strategie, die den PT nicht zufrieden stellt:
Er belastet ausschließlich sein dominantes Bein.Das betroffene Bein hält er dabei in der Luft.Er setzt den besseren Arm mit viel Stützkraft ein, hält den anderen Arm dabei in ADD und IR am Körper fixiert.
Der Pat. ist der Meinund,daß er das Ziel der Aufgabe mit Erfolg erreicht hat.
Der PT nicht!

Wie können sie die Strategie des Pat. verändern?
Überlegen sie eine Behandlung ( die PNF + andere Komponenten beinhaltet).Die Behandlung und die Behandlungsziele dürfen sich über bis zu 10 Behandlungen erstrecken.
:confused:

Wäre euch für gute Ideen sehr dankbar!

MfG Annike
 
Hallo Annike,
was mich bei diesem Kasus sehr verwundert ist die Tatsache, dass bedingt durch eine Nervenquetschung die Ischios MK 2, die Unterschenkelmuskeln aber MK 5 haben sollen. Wie soll das denn gehen? Bei einer Beteiligung von M. Bizeps (N. Tibialis + N. Peroneus) und den Semis (N. Tibialis), dürften die distaleren Anteile des N. Tibialis und des N. Peroneus, die den Unterschenkel versorgen, nicht ganz ungeschoren davon gekommen sein. Denn ein Nerv, den man proximal quetscht, kann distal nicht besser funktionieren als in Höhe der proximalen Quetschungsstelle! Also entweder hast du dich verschrieben, oder die Lehrkraft hat nicht richtig nachgedacht, oder es war kein Motorradunfall sondern eine Entführung von Aliens, die dem armen Patienten aus Forschungsgründen fein säuberlich einzelne kleinste Nervenfasern durchtrennt haben.

Der Pat. ist der Meinung, dass er das Ziel der Aufgabe mit Erfolg erreicht hat. Der PT nicht!
Dann ist der PT blind, denn der Patient hat doch das ihm gestellte Ziel, nämlich aus einem Stuhl aufzustehen, eindeutig mit Erfolg erreicht. Er ist zum Stehen hochgekommen, wie er aufstehen sollte wurde ihm ja nicht gesagt!

Weiter heißt es im Kasus:
Er bewältigt die Aufgabe mit einer Strategie, die den PT nicht zufrieden stellt.
Auf einem Bein mit MK2 des Oberschenkels (ventral + dorsal) kann man kein Gewicht übernehmen, und die Propriozepsis wird auch nicht mehr viel hergeben. Der Patient muss also irgendwie die fehlende Kraft und die fehlende Sicherheit des linken Beines kompensieren. Wo jetzt genau der Kompensationsmechanismus fehlläuft, bzw. zu früh einsetzt, ist Aufgabe des PTs herauszufinden. Dazu müsste man versuchen die vorhandenen Kompensationsbewegungen Stück für Stück zu verbieten: "Stehen sie so auf, dass beide Füße Bodenkontakt haben", "Stehen sie auf ohne sich mit dem rechten Arm auf dem Stuhl abzustützen", oder "Falten sie die Hände, strecken sie beide Arme so weit wie möglich nach vorne aus und halten sie mit beiden Füßen Bodenkontakt beim Aufstehen". Das Aufstehen würde dann wohl ganz anders ausgesehen.
Und erst jetzt könnte der PT sehen wo im Laufe der 7 Monate seit dem Unfall Rumpfstabilität verloren gegangen ist. Denn jeder Mensch mit ausreichender Rumpfstabilität und einem kräftigen Quadrizeps auf einer Seite sollte aus normaler Sitzhöhe einbeinig zum Stehen kommen können.

Bevor konkrete Behandlungsformen formuliert werden können, muss das Kompensationsmuster für das Aufstehen genau analysiert werden: wie rotiert das Becken, macht er bei der Gewichtsverlagerung auf das rechte Bein in der WS eine lateroflex nach rechts oder links, in welche Rotation bewegt die WS und der Oberkörper?
Weitere wichtige Frage: warum setzt der Patient seinen linken Arm überhaupt nicht ein? Hat er Schmerzen am frakturierten Oberarm, oder hat er es schlichtweg verlernt den linken Arm bei Bewegungen wie Gehen, Aufstehen, etc. physiologisch mitzubewegen?
Ebenfalls wichtig: wie die die Kraft von Bauchmuskulatur, Rückenmuskulatur, kann die Rumpfmuskulatur gut konzentrisch und exzentrisch arbeiten?

Behandlungsziele wären meines Erachtens:
- Erhalten / Verbesserung der Kraft des linken Beines
- Verbesserung der Kraft des rechten Beines
- Verbesserung der Armbeweglichkeit links
- Physiologisches Einsetzen des linken Armes bei Rumpfbewegungen
- Erreichen einer optimalen Rumpfstabilität
- Erlernen von physiologischen Kompensationsmustern

Da wohl nicht mehr an Infos aus diesem Kasus rauszuholen sind, als dass der Patient seinen bewegungseingeschränkten linken Arm am Oberkörper hält und das linke Bein nicht belasten will (kann), musst du dir die unphysiologischen Kompensationsmuster selbst ausdenken und dazu passende Behandlungsverfahren formulieren, folgend nur recht grob formuliert::
- kombinierte Arm-Rumpf-Pattern im Sitzen
- Gleichgewichtstraining im Sitz und Stand (evtl. VFS)
- Lagewechsel aus RL über SL in BL, Lagewechsel von RL über SL in Sitz und zurück
- Stabilisationstraining von Becken + WS in RL, SL, Sitz, Stand, VFS
- Evtl. Dehnung der Bauchmuskulatur und Iliopsoas und anderer verkürzter Strukturen
- Schulter-Armfunktion links durch PNF-Pattern mit rechtem Bein (so was will eure Lehrkraft bestimmt gerne hören)

Hoffe dir ein wenig geholfen zu haben,
Gruß von susn
 
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