Hallo Andreas,
ist doch super, dass hier jemand freiwillig so viele schöne Vorlagen bietet und ohne Not das Loblied auf die Schulmedizin singt, und dem dann noch im Eifer des Gefechtes völlig entgeht, dass die BGM von den KVs als Therapieform anerkannt ist (VdaK-Position 20204: Massagen einzelnen oder mehrerer Körperteile, auch Spezialmassagen wie BGM, Reflexzonen-, Segment-, Periost-, Bürsten- und Collonmassage).
Würde gerne eine Umfrage starten: Was meint ihr macht lovecraft beruflich? Physikstudent, Professor für Anglistik, Schuhverkäufer, oder gar selbst PT, evtl. Berufsanfänger (wobei wir bei letzterem seine zementierten Vorstellungen über „Gut und Böse“ mit mehr Wohlwollen und Verständnis beurteilen sollten)? Lovecraft antwortete an anderer Stelle hier im Forum auf mein: „darf man fragen, welcher Tätigkeit du nachgehst?“, sehr humorvoll mit: „Fragen ja“.
Hallo lovecraft, hallo Jochen,
ich bin absolut dagegen "paramedizinische" Techniken unter dem Begriff Krankengymnastik oder Physiotherapie abzuhandeln, denn was unter Physiotherapie fällt, ist den KV-Richtlinien zu entnehmen. Alles andere ist zwar ebenfalls Therapie aber keine Physiotherapie!
Die Physiotherapie verfügt über gute Therapieformen um spezifische Erkrankungen zu behandeln. Was aber geschieht mit den vielen Patienten, die unspezifische Symptome haben? Sollen die klaglos weiterleiden?
Getreu dem Motto „die Nachfrage bestimmt das Angebot“, können die Mediziner und medizinischen Hilfsberufler die Augen nicht vor der Tatsache verschließen, dass die Schulmedizin, wie wir sie bisher kennen, bei weitem nicht in der Lage ist allen Patienten zu helfen und sich die erfolglos mit der Schulmedizin behandelten Patienten deshalb paramedizinischen Therapien zuwenden, die ja auch – wie du selbst zugibst – durchaus helfen können.
Unsere Patienten sind erwachsen, dürfen alleine die Straße überqueren, dürfen wählen, dürfen Kinder erziehen und sie dürfen selbständig Entscheidungen treffen. Deshalb liegt es mir auch fern Patienten, die sich dafür entschieden haben eine paramedizinische Therapie durchzuführen, dies ausreden zu wollen. Denn mir ist es unterm Strich völlig wurscht, ob es dem Patienten durch eine OP, durch Gymnastik, Manuelle Therapie, Indianische Schwitzhütten, Dorn, Handauflegen, Ohrkerzen oder Pendeln besser geht. Auch wenn sie ihr Problem durch Wunderheiler in den Griff bekommen soll es mir recht sein.
Ich selbst durfte auch schon die Erfahrung machen, dass sich etliche fähige Kollegen und Orthopäden an meinem über zwei Jahre persistierenden Rückenschmerz nach allen Regeln der Schulmedizin dumm und dusselig behandelt haben. Es hat mich viel Zeit und meine KV einiges an Geld gekostet. Ein aufgesuchter Osteopath (auch PT) hat mit 2 x „Handauflegen“ á 60 Minuten ganz offensichtlich das Problem „in den Griff bekommen“: ich habe seitdem (drei Jahre) keine Rückenschmerzen mehr. Der Osteopath hat mir eine Rechnung über 160 € gestellt, die ich noch am selben Tag überwiesen habe. Ich hätte auch wesentlich mehr bezahlt, denn ER HAT MIR GEHOLFEN. Was nun geholfen hat, die recht unansehnliche und schmuddelige Praxis, die unfreundliche Sprechstundenhilfe, der wortkarge Osteopath oder seine Aura, ist mir völlig egal. Ich bin heilfroh, dass es diese unwissenschaftliche Osteopathie gibt, und dass es Menschen gibt, für die ein wissenschaftlicher Beweis eben nicht das Maß aller Dinge ist. Ansonsten hätte ich wahrscheinlich immer noch meinen Rückenschmerz als täglichen Begleiter.
Weil die Verordnungsmenge der „normalen“ KG immer weiter abnimmt, ist es absolut nachzuvollziehen, dass sich viele Therapeuten ein zweites „Standbein“ suchen. Denn die PTs leben von zufriedenen Patienten, bzw. von dem Geld, dass diese Patienten in der Praxis lassen. So lange KG-fremde Techniken nicht als KG verkauft und über Rezept abgerechnet werden ist meines Erachtens alles in bester Ordnung.
Und wer weiß, vielleicht lächeln ja in 50 Jahren die Menschen verständnisvoll über die jetzige schulmedizinische Vorstellung, dass ISG und Schädelknochen unbeweglich sind und sagen „sie haben es halt damals nicht besser gewusst“.
Wie gesagt: es beunruhigt mich zutiefst, dass der wissenschaftliche Beweis, dass überhaupt etwas existiert, noch nicht geführt werden konnte.
Aber die Wissenschaft forscht ja kräftig weiter, und das lässt mich hoffen, dass noch vor meinem Tod der wissenschaftliche Beweis geführt werden wird, dass ich überhaupt existiere.
Gruß von susn aus dem Urlaub
