Liebe Kollegen,
da immer mal wieder Kollegen auf Fragen von Patienten die Dorn-Therapie empfehlen möchte ich mit meinem folgenden Beitrag eine meines Erachtens längst überfällige Diskussion über die Dorn-Therapie "vom Zaune brechen":
Ich habe aus Interesse vor 8 Jahren die Dorn-"Ausbildung" gemacht.
Von den ca. 40 Anwesenden waren ein Drittel Laien, drei KGs und der Rest Heilpraktiker (wie auch der Dozent selbst). Noch nie ist mir eine solch geballte Ahnungslosigkeit in Bezug auf Physiologie, Anatomie und Statik begegnet.
Da wollte man mir doch allen ernstes "verkaufen", dass die Beinlängendifferenz dadurch entsteht, dass der Hüftkopf bis zu MEHREREN Zentimetern aus der Pfanne luxiert (auf meinen Einwurf, dass dies wegen des Ligamentum capitis femoris nicht möglich wäre, und dass kein Mensch auf einem solch luxiertem Hüftkopf ohne Schmerzensschreie stehen könnte, sagte der Dozent, dass es ja gar nicht bewiesen wäre, dass es dieses Band überhaupt gibt!!!).
Die Dorn-Therapie sieht für den "herausgerutschten" Hüftkopf eine Kompressionsgriff bei flektierter Hüfte vor, dadurch würde der Hüftkopf wieder in die Pfanne zurückgeschoben. Da rollen sich doch jedem KG die Fußnägel auf!
Eine weitere Kostprobe der Dorn-Anatomie: die laterale Abweichung der Processi Spinosi der Wirbel wird nicht etwa durch eine Rotationsfehlstellung der Wirbel erklärt (was man ja noch nachvollziehen könnte), sondern damit, dass die Wirbelkörper (hier auch wieder) bis zu MEHREREN Zentimetern nach lateral verrutschen. Meinen Einwand, dass eine solch weite Lateralverschiebung eines Wirbels eine Querschnittslähmung zur Folge haben würde, wurde nur mit einem verächtlichen Blick "beantwortet". Später wurde mir dann nach meinem x-ten Einwand auf weitere solcher haarstäubenden Theorien noch gesagt, dass es zwischen Himmel und Hölle vieles gäbe, was die Wissenschaft nicht erklären könnte und dass das Einfache schon immer besser gewesen wäre als das Komplizierte.
Weitere Kostprobe: Die zur Dorn-Terapie gehörenden Breuss-Massage ist in der Lage Johanniskrautöl über die Haut in die Bandscheiben zu bringen, so dass die Bandscheiben wieder elastisch werden und an Höhe gewinnen.
Der krönende Abschluss des ersten Wochenendes war eine Meditation um das goldene Licht zu sehen. Dieses goldene Licht sagt dem Therapeuten, was dem Patienten fehlt. Von einer Anamnese wurde abgeraten, da die Patienten viel reden aber wenig sagen würden. Der Dozent erzählte, dass er, während der Patient redet, in sich geht, das goldene Licht anruft und dann genau weiß, was zu tun ist.
Außer mir und meiner KG-Kollegin (der dritte KG im Bunde hatte den Kurs nach 4 Stunden unter Protest verlassen und seine Kursgebühr zurückgefordert) waren alle Anwesenden (die HPs inbegriffen!) völlig begeistert von dieser einfachen Therapie. Viele HPs hoben besonders hervor, dass in der HP-Ausbildung das richtige Anfassen eines Patienten nicht gelehrt werden würde, und dass sie nun endlich über eine effektive Therapie mit den Händen verfügen würden.
Als ich diesen Kurs vor 8 Jahren gemacht hatte, wurde uns für eine ca. 45minütige Therapie am Patienten eine Entlohnung von ca. 100 DM empfohlen, was ich unkommentiert so stehen lassen möchte.
Dem Bauern Dorn zolle ich meinen größten Respekt und ich bin überzeugt, dass bei kleineren Funktionsstörungen ein unspezifisches "Durchrütteln" der Gelenke (anders kann ich die Therapie nicht sehen) allein schon durch Reizung der Mechanosensoren und Senkung der Sympatikusaktivität durchaus eine Verbesserung der Beschwerden bewirken kann und bestimmt auch energetisch positive Auswirkungen haben kann.
Aber ein Physiotherapeut sollte doch bitte schön über differenziertere Behandlungs- und Diagnosemethoden verfügen und deutlich mehr Einsicht in die anatomischen Gegebenheiten haben.
Die Dorn-Therapie von einem Physiotherapeuten angewendet empfinde ich als beschämend für unseren Berufsstand (Stichwort Qualitätssicherung).
Über Meinungen und Erfahrungen von Kollegen bezgl. der Dorn-Therapie würde ich mich freuen.
Gruß von Susn
da immer mal wieder Kollegen auf Fragen von Patienten die Dorn-Therapie empfehlen möchte ich mit meinem folgenden Beitrag eine meines Erachtens längst überfällige Diskussion über die Dorn-Therapie "vom Zaune brechen":
Ich habe aus Interesse vor 8 Jahren die Dorn-"Ausbildung" gemacht.
Von den ca. 40 Anwesenden waren ein Drittel Laien, drei KGs und der Rest Heilpraktiker (wie auch der Dozent selbst). Noch nie ist mir eine solch geballte Ahnungslosigkeit in Bezug auf Physiologie, Anatomie und Statik begegnet.
Da wollte man mir doch allen ernstes "verkaufen", dass die Beinlängendifferenz dadurch entsteht, dass der Hüftkopf bis zu MEHREREN Zentimetern aus der Pfanne luxiert (auf meinen Einwurf, dass dies wegen des Ligamentum capitis femoris nicht möglich wäre, und dass kein Mensch auf einem solch luxiertem Hüftkopf ohne Schmerzensschreie stehen könnte, sagte der Dozent, dass es ja gar nicht bewiesen wäre, dass es dieses Band überhaupt gibt!!!).
Die Dorn-Therapie sieht für den "herausgerutschten" Hüftkopf eine Kompressionsgriff bei flektierter Hüfte vor, dadurch würde der Hüftkopf wieder in die Pfanne zurückgeschoben. Da rollen sich doch jedem KG die Fußnägel auf!
Eine weitere Kostprobe der Dorn-Anatomie: die laterale Abweichung der Processi Spinosi der Wirbel wird nicht etwa durch eine Rotationsfehlstellung der Wirbel erklärt (was man ja noch nachvollziehen könnte), sondern damit, dass die Wirbelkörper (hier auch wieder) bis zu MEHREREN Zentimetern nach lateral verrutschen. Meinen Einwand, dass eine solch weite Lateralverschiebung eines Wirbels eine Querschnittslähmung zur Folge haben würde, wurde nur mit einem verächtlichen Blick "beantwortet". Später wurde mir dann nach meinem x-ten Einwand auf weitere solcher haarstäubenden Theorien noch gesagt, dass es zwischen Himmel und Hölle vieles gäbe, was die Wissenschaft nicht erklären könnte und dass das Einfache schon immer besser gewesen wäre als das Komplizierte.
Weitere Kostprobe: Die zur Dorn-Terapie gehörenden Breuss-Massage ist in der Lage Johanniskrautöl über die Haut in die Bandscheiben zu bringen, so dass die Bandscheiben wieder elastisch werden und an Höhe gewinnen.
Der krönende Abschluss des ersten Wochenendes war eine Meditation um das goldene Licht zu sehen. Dieses goldene Licht sagt dem Therapeuten, was dem Patienten fehlt. Von einer Anamnese wurde abgeraten, da die Patienten viel reden aber wenig sagen würden. Der Dozent erzählte, dass er, während der Patient redet, in sich geht, das goldene Licht anruft und dann genau weiß, was zu tun ist.
Außer mir und meiner KG-Kollegin (der dritte KG im Bunde hatte den Kurs nach 4 Stunden unter Protest verlassen und seine Kursgebühr zurückgefordert) waren alle Anwesenden (die HPs inbegriffen!) völlig begeistert von dieser einfachen Therapie. Viele HPs hoben besonders hervor, dass in der HP-Ausbildung das richtige Anfassen eines Patienten nicht gelehrt werden würde, und dass sie nun endlich über eine effektive Therapie mit den Händen verfügen würden.
Als ich diesen Kurs vor 8 Jahren gemacht hatte, wurde uns für eine ca. 45minütige Therapie am Patienten eine Entlohnung von ca. 100 DM empfohlen, was ich unkommentiert so stehen lassen möchte.
Dem Bauern Dorn zolle ich meinen größten Respekt und ich bin überzeugt, dass bei kleineren Funktionsstörungen ein unspezifisches "Durchrütteln" der Gelenke (anders kann ich die Therapie nicht sehen) allein schon durch Reizung der Mechanosensoren und Senkung der Sympatikusaktivität durchaus eine Verbesserung der Beschwerden bewirken kann und bestimmt auch energetisch positive Auswirkungen haben kann.
Aber ein Physiotherapeut sollte doch bitte schön über differenziertere Behandlungs- und Diagnosemethoden verfügen und deutlich mehr Einsicht in die anatomischen Gegebenheiten haben.
Die Dorn-Therapie von einem Physiotherapeuten angewendet empfinde ich als beschämend für unseren Berufsstand (Stichwort Qualitätssicherung).
Über Meinungen und Erfahrungen von Kollegen bezgl. der Dorn-Therapie würde ich mich freuen.
Gruß von Susn