Hallo tosca,
Bei meinen ganzen Arztbesuchen war es bisher immer so das man sich vorkam wie bei einer Massenabfertigung.
Und das liegt nicht etwa an einem Desinteresse der Ärzte, der Grund dafür liegt in unserem Gesundheitssystem. Bist du noch dazu in der gesetzlichen Krankenversicherung ist es einem Arzt allein aus finanziellen Gründen nicht möglich eine deinem Problem angemessene zeitintensive Anamnese und Untersuchung zu erbringen.
Wir Physiotherapeuten bekommen z. B. für 15 - 25 Minuten Krankengymnastik von den gesetzlichen Krankenversicherungen ca. 14 Euro vergütet.
Eine längere Behandlungszeit wird nicht höher vergütet. Viele Praxen behandeln 2 Patienten pro Stunde um "viel" Zeit für die Therapie zu haben, was bei den dann erzielten 28 Euro Umsatz pro Stunde einem unternehmerischen Selbstmord gleichkommt...
Ich persönlich plane für den ersten Termin eines Patienten je nach Beschwerden 45 bis 60 Minuten ein.
Dies ist ausreichend Zeit um den Patienten als Person wahrzunehmen, zu befragen, zu untersuchen, über sein Problem aufzuklären, und eine Behandlung zu beginnen. Unter Zeitdruck fielen zwangsweise der ein oder andere Punkt raus. Ich könnte für die mit dem Patienten verbrachten 45 bis 60 Minuten mit den gesetzlichen Krankenkassen ganze 14 Euro abrechnen, nämlich nur eine Behandlung á 15 bis 25 Minuten. Für die zeitliche Mehrleistung gibt’s wie gesagt nichts. Übrigens bekäme ich die 14 Euro auch wenn ich mir nur 15 Minuten Zeit für den Patienten genommen hätte.
Den Ärzten geht es da nicht anders...
Dir sollte klar sein, dass nach einer Beschwerdedauer von 2 Jahren eine Verbesserung deines Zustandes nur mit ernsthafter Mitarbeit deinerseits möglich ist
(Veränderung von innerer und äußerer Haltung, Stressabbau, Bewegung, etc.).
Ein weiterer entscheidender Fehler unseres Gesundheitssystems ist, dass wir darauf getrimmt sind Heilung von außerhalb zu erwarten, d.h. der Arzt, der Therapeut soll uns gesund machen. Das klappt aber leider nur bei Beinbrüchen, Blindarmentzündungen, etc. Schon bei einem Diabetes Mellitus oder Bluthochdruck aufgrund von Übergewicht kann der Arzt durch die medikamentöse Therapie lediglich das schlimmste verhindern, heilen kann er nicht.
Dafür müsste schon der Patient aktiv werden.
Wie oft erlebe ich, dass sich die Patienten statt abzunehmen über die Nebenwirkungen der Medikamente beklagen. Und an diesen Nebenwirkungen ist natürlich der Arzt schuld, er hätte ja schließlich auch ein besseres Medikament verschreiben können.
Sorry, aber meinen Frust über unser Gesundheitssystem musste ich an dieser Stelle einmal loswerden. Zurück zu dir.
Ich werde mit meinem Hausartzt die Problematik besprechen und versuchen die von dir angesprochenen Untersuchungen durchführen zu lassen um eine ernsthafte Erkrankung auszuschliessen um dann eine geeignete Therapie durchführen zu lassen.
Eine gute und ausführliche Befragung des Patienten nach seinen Beschwerden UND eine zielgerichtete körperliche Untersuchung geben oft mehr Hinweise auf die Ursache einer Erkrankung als ein Stapel Röntgenaufnahmen, CTs und MRTs! All diese bildgebenden Verfahren können nur strukturelle Veränderungen wiedergeben, funktionelle Störungen können damit nicht erkannt werden!
Es ist deine Aufgabe einen Arzt zu finden bei dem du dich ernstgenommen und gut aufgehoben fühlst. Ich wünsche dir viel Glück!
Gruß von susn