Hallo SCB,
Ortho-Lehrer? (Dann scheinst du ja angehende(r) Kollegin/e zu sein. Welches Semester?)
Dein Ortho-Lehrer hätte statt deinen Hals anzusehen (strecken sie die Zunge raus und sagen sie bitte mal aaaaaaaaaaa) besser mal deinen Nacken auf Funktion testen sollen, vielleicht hätte er dann auch etwas gefunden....
Scherz beiseite, wenn er nicht genau wusste, was er da machen soll (oder du machen kannst) ist es ihm wohl nicht geglückt eine Ursache für dein Problem zu finden.
Für die Diagnose „Schiefhals“ hättest du keinen Arzt benötigt,
dir hätte wahrscheinlich jeder Mensch mit Augen im Kopf sagen können, dass dein Hals schief war. Die Diagnose „Schiefhals“ ist, was den Auslöser für die Beschwerden angeht, genauso wenig aussagekräftig wie „Lumboischialgie“ oder „PHS“. All diese Diagnosen sind beschwerdebeschreibend und nicht ursachenbeschreibend. Die Ursachen für einen echten Schiefhals (Torticollis = verdrehter, gekrümmter Hals) sind mannigfaltig (neurolog. Ursachen, einseitige Verkürzung des M sternocleidomatoideus durch Geburtstrauma, rheumatisch bedingt, okulär (zum Ausschluss von Doppelbildern) oder otogen bedingt).
Die häufigste Ursache für das akute Schiefhalten des Kopfes/Nackens ist eine Blockierung eines Facettgelenkes oder Uncovertebralgelenkes, wobei der Kopf/Nacken schief gehalten wird um das betroffene Gelenk zu entlasten. D.h. durch eine funktionelle Fehlhaltung wird Stress auf das gereizte Gewebe vermindert. So kann z.B. sich ein Teil der Gelenkkapsel des Facettgelenkes oder Uncovertebralgelenkes in den Gelenksspalt verschoben haben.
Bei Lateroflexion und Rotation nach links schließen die linken Facettgelenke und die linken Uncovertebralgelenke. Sollte dieses Schließen des Gelenkes wegen eines eingeklemmten Kapselteils nicht oder nur schmerzhaft möglich sein, hält der Patient den Kopf/Nacken in Lateroflexion zur Gegenseite = das Gelenk öffnet sich und die eingeklemmte Gelenkkapsel bekommt wieder Platz, wird weniger gedrückt = Schmerz lässt nach.
Die ganze Geschichte funktioniert aber auch ohne eingeklemmte Kapsel.
Es reicht, dass durch einfache Überlastung (ungewohnte Tätigkeit in schlechter Haltung, nachts verlegen, längere nicht muskulär gehaltene Haltung > z.B. Kopfaufstützen auf die Hand), oder durch Überlastung wegen einer einzigen fehlgesteuerten Bewegung, das Gewebe der Kapsel irritiert ist. Meist dauert es 3-7 Tage, dann ist die Irritation ohne jegliche Therapie weg und der Kopf kann wieder gerade gehalten und normal bewegt werden. Zurück zu deinem Problem.
Ein Knirschen bei Lateroflexion ist normal.
Das Knirschen kann sich verstärken wenn die Funktion der oberen Kopfgelenke gestört ist. Deine Kopf- und ausstrahlenden Schmerzen sprechen sehr für eine Funktionsstörung der hochcervicalen Wirbelgelenke. Gibt es bei euch an der Schule einen Lehrer, der Ahnung von Manueller Therapie hat? Wenn ja, nix wie hin. Ansonsten gibt es auch Orthopäden, die eine cervicale Funktionsstörung nicht nach dem Hau-Ruck-Prinzip, sondern gezielt und weich beheben können. Physiotherapeuten mit Zusatzausbildung in Manueller Therapie oder Osteopathie können das übrigens auch.
Gruß von susn