Hallo Sonja,
vor jeder Therapie steht die Diagnose. Um eine zutreffende Diagnose zu erhalten muss ein Befund gemacht werden, d.h. der Patient muss untersucht werden, d.h. dass bestimmte Strukturen ausgetestet werden müssen.
Ein Patient nach Whiplash-Trauma, bei dem der Kopf sowohl nach ventral als auch nach dorsal geschleudert wurde, hatte ein Trauma, das steht fest.
Ein Whiplash-Trauma zieht eine wie auch immer geartete Instabilität mit sich, da bei diesem Trauma aktive und passive Strukturen überdehnt worden sind.
Die Frage ist nun, wie groß die Läsionen sind, die der Patient davongetragen hat. Das kann nur eine leichte Überdehnung von Ligg. vorliegen, oder eine ligamentäre Instabilität (z.b. Lig. Transversum), oder ein Bruch z.b. des Dens Axis, etc. Je nach dem Ausmaß und Lokalisation wird der Patient auch unterschiedliche Beschwerden angeben.
Da jedes Gewebe eine ihm eigene Heilungsdauer hat, sollte die Behandlung je nach verletzter Struktur sehr unterschiedlich sein. Und hier sind wir wieder beim Befund angekommen. Möchtest du also wissen, ob eine ligamentäre Instabilität des Lig. Transversum besteht? Würdest du dann dehnen?
Auch ist die Frage in welcher Heilungsphase sich der Patient gerade befindet (hatte er das Trauma vor 2 Tagen oder vor 4 Monaten).
Beim Testen während der Untersuchung (man braucht ja nicht mit 150 Kilo Kraft wild am Kopf zerren) wird ein Dehnreiz provoziert, deshalb heißen diese Tests Provokationstests. Wenn du dadurch aber eine Diagnose erhälst, dem Patienten darauf abgestellte Verhaltensregeln mitgeben kannst, die geschädigten Strukturen in der Akutphase während der Behandlung schonst und zur rechten Zeit wieder belastest, wirst du einen besseren Therapieerfolg haben, als wenn du nicht austestest und nach 0-8-15-Schema behandelst.
Wenn es nicht ratsam ist Muskeln, Bänder und Kapseln während der Untersuchung zu dehnen und sie damit auch gleichzeitig zu provozieren, wie ist es dann möglich zu einer guten Diagnose zu kommen?
In der Untersuchung also ist ein Dehnreiz vertretbar, in der Behandlung erst zur rechten Zeit.
Gehe ich richtig in der Annahme, das passive tests für die Untersuchung der passiven Stbilität von Bändern und Kapseln wichtig sind?
Ja.
Wie ist es möglich (außer durch eine Röntgenuntersuchung) ernste Verletzungen (z.b. Trauma) auszuschließen?
Nicht jedes Trauma ergibt eine ernste Verletzung. Frakturen und Fissuren sind nur durch Röntgen mit Sicherheit auszuschließen. Weichteile können manuell ausgetestet oder durch bildgebende Verfahren (CT, MRT) dargestellt werden.
Worauf baut man die Behandlung auf?
Auf deinen Befund.
Sind Deiner Meinung nach Stabilitätsübungen wichtiger als Dehnübungen?
Das kommt auf die Heilungsphase an, in der der Patient sich befindet. Und auf meinen Befund.
Gruß von susn