Hallo Hasichen,
also ist mit Muskelspannungsaufbau und wiederherstellung des Muskelspannungsgleichgewichtes ISOMETRIE gemeint? wie gesagt blicke da überhaupt nicht durch !!!!
ich fürchte, dass du da Recht hast mit dem „überhaupt nicht mehr durchblicken“.
Sorry, wenn ich das so hart formuliere, aber bei dir scheint es erheblich an Grundlagenwissen zu hapern.
Ich versuche mal Dir etwas Durchblick zu verschaffen:
Ihr habt bei den Zielen der physiotherapeutischen Behandlung nach Frakturen aufgeschrieben:
1. Aufbau einer Muskelspannung
2. Aufbau des Muskelspannungsgleichgewichtes
3. Wiederherstellung des Muskelspannungsgleichgewichtes
Das bedeutet schlicht und ergreifend, dass ihr dafür Sorge tragen müsst, dass
1. die Muskulatur trotz der Fraktur nicht atrophiert, dass
2. keine Muskelverkürzungen auftreten (beim Bein insbesondere Ischios und Trizeps), und dass
3. bei schon geschehenen Muskelabbau und Muskelverkürzungen diese wieder in normale Funktion trainiert werden müssen.
Maßnahmen sind hierfür:
Richtige Lagerung, Lagerungswechsel, Kräftigung, Dehnung, Beübung des Beines in funktioneller Muskelkette, Gangschulung mit oder ohne Gehhilfen.
Im einzelnen:
Muskelspannung
Wird eine Extremität nicht mehr benutzt, so atrophiert die Muskulatur, da sie ja nicht mehr ihrer gewohnten Tätigkeit entsprechend gefordert wird. Für eine Fraktur am Bein heißt das, dass das Bein über eine längere Zeit nicht mehr so viel (bei Teilbelastung) oder gar kein Körpergewicht (bei Vollentlastung) tragen muss, und für alltägliche Anforderungen wie Aufstehen aus dem Sitzen, Treppe steigen, dem Bus hinterherlaufen, etc. nicht mehr gefordert wird. Ergo lässt die Spannung der gesamten Muskulatur nach, ergo nimmt die Muskelmasse ab, ergo verliert der Muskel Kraft.
Muskelspannungsgleichgewicht
Es gibt Muskulatur, die eher zu Kraftverlust neigt, als andere. Am Bein verliert ist in erster Linie der Vastus medialis des Quadrizeps an Tonus (Spannung), Kraft und Masse.
Es gibt aber auch Muskulatur, die eher zu Verkürzung neigt, als andere. Am Bein ist das in erster Linie die ischiocrurale Gruppe (Bizeps, Semitendinosus, Semimembranosus).
Durch die unterschiedliche Neigung der Muskulatur zu Verkürzung und Kraftverlust entsteht bei Nichtgebrauch des Beines schnell ein Ungleichgewicht der Muskulatur. Das bedeutet für das Bein ein muskuläres Kraft- und Spannungsungleichgewicht, was wir Physios durch entsprechende Übungen wiederherstellen sollen, bzw. dafür Sorge tragen sollen, dass es erst gar nicht auftritt.
Würdest du z.B. einen Menschen mit Unterlagerung des Beins, wie es oft nach einer OP am Bein gemacht wird, einige Tage oder gar Wochen so liegen lassen, so würde der Patient es wegen Kraftverlust des Quadrizeps nicht mehr schaffen eine Treppe hochzugehen. Ebenso könnte er das so lange in leichter Beugung unterlagerte Kniegelenk nicht mehr strecken, da die hinteren Teile der Kniegelenkskapsel geschrumpft wären und die Ischios so verkürzt wären, dass der Patient das Bein nicht mehr mit gestrecktem Kniegelenk nach vorne bringen könnte.
Ebenso würde sich das Gangbild entscheidend verändern: das Kniegelenk könnte vom der das Kniegelenk stabilisierenden Muskluatur nicht mehr ausreichend stabilisiert werden, was beim gehen zu einem „durchschlagenden Knie“ (so bald Körpergewicht auf das betroffene Bein kommt, schlägt das Kniegelenk in Extension (Streckung) durch). Solche Dysbalancen (Ungleichgewichte) sehen wir Physios häufig nach Endoprotheseneinsatz (künstlichen Gelenken) und anschließend gar nicht, oder nicht gut durchgeführter Physiotherapie.
Um all dies zu vermeiden sollten Übungen zum Spannungsaufbau z.B. des Quadrizeps, insbesondere des Vastus medialis gemacht werden, was je nach Ausgangsstellung wie z.B. dem Langsitz letztendlich auch dazu führt, dass die ischiocrurale Muskulatur (Antagonist zum Quadrizeps) nicht verkürzt.
So kann mit einer isometrischen Anspannung des Quadrizeps im Langsitz gleichzeitig der Quadrizeps erhalten werden und die Ischios gedehnt werden.
Maßnahmen zum Muskelspannungsaufbau
Muskulatur kann, wie du wahrscheinlich schon gelernt hast, auf verschiedene Weise arbeiten:
Isometrisch (Ursprung und Ansatz des Muskels ändert sich nicht), isotonisch (Ursprung und Ansatz verändern sich, aber die Spannung bleibt gleich, ist nicht funktionell und nur an Maschinen ausführbar), konzentrisch (Ursprung und Ansatz nähern sich während der Muskel arbeitet), exzentrisch (Ursprung und Ansatz entfernen sich während der Muskel arbeitet). Ebenso kann man Muskulatur durch alle diese verschiedenen Wege auf Kraft trainieren, bzw. den Muskelabbau hemmen.
So kannst du z.B. den Quadrizpes isometrisch anspannen lassen, du kannst das gestreckte Bein anheben lassen (konzentrisch), du kannst das gestreckte Bein passiv anheben und den Patienten den Auftrag geben das Gewicht zu übernehmen und das Bein langsam wieder auf das Bett abzulegen (exzentrsich).
Du kannst den im Überhang befindlichen Unterschenkel in Richtung Kniestreckung anheben lassen und wieder absenken lassen.
All diese Übungen lassen sich natürlich auch mit Bewegungen des Fußes kombinieren, sodass der Bewegungsablauf funktionell wird (Muskelkette arbeiten lassen).
ach ja und was genau sind nun distale widerstände ???
Widerstände erhöhen den Kraftaufwand für die entsprechende Muskulatur, dürfen aber nicht bei allen Frakturversorgungen gegeben werden.
Distale (körperferne) Widerstände (z.B. für die Kniestreckung Widerstände am distalen (unteren) Ende des Unterschenkels) sollten in den ersten Tagen bei bestimmten Frakturversorgungen vermieden werden, da dadurch zuviel Scherkräfte auf die frisch versorgte Fraktur kommen könnte.
bewegungsstabil also MFP 2 ??
MFP ist ausschließlich ein Schlüssel zur Bewertung von aktiver Muskelkraft und hat mit der Stabilität von Osteosynthesen gar nichts zu tun.
Bewegungsstabil bedeutet ausschließlich, dass die Osteosynthese stabil für Bewegung ist.
Du wirfst da Äpfel und Birnen durcheinander.
Noch nicht klar? Dann frag noch mal nach...
Gruß von susn